Hof Frien liegt keineswegs in einem Erdbebengebiet. Trotzdem bebt hier regelmäßig die Erde. Auslöser dürfte dann eine Hochzeit sein, die auf Hof Frien stattfindet. Was des Öfteren passiert und was jedes Mal eine gute Idee ist. Denn mit Hof Frien präsentiert sich ein schönes traditionelles Anwesen, geprägt von einem soliden rustikalen Charme, der wie gemacht ist für eine Hochzeit mit dem Motto Boho.
Aber genug der munteren Vorrede und mitten hinein in die Feier von Gök$en und Övün$, denn diese beiden haben sich gefunden. Ganz unter uns – die Braut hat nicht nur ein Lächeln, das jeden Eisberg schmelzen lässt – sie kann sich auch selbst um dessen Erhalt kümmern. Zumindest theoretisch. Sie ist Zahnärztin. Jawohl Övün$, du alter Schlingel, du kannst mit einer Dentistin im siebten Himmel schweben. Wir anderen müssen da eher nervös im Gestühl zappeln und über unsere mangelnde Zahnhygiene der letzten Dekaden meditieren. Schwamm drüber. Oder auch: Bitte einmal kräftig nachspülen.
Übrigens, war glaubt, so eine Expertin für Bohrungen im Reich des Karies gehöre eher zu den härteren Kalibern, der täuscht sich. Vor dem religiösen Segen flossen Tränen, zum Glück die angenehme Sorte mit der Bezeichnung „Freuden“ davor. Der Bräutigam holte seine Zukünftige in einem äußerst imposanten schwarzen Geländewagen ab – sehr stilvoll. Action-Arnie lässt schön grüßen. Für Psychologen wie uns steckt dahinter natürlich die glasklare Botschaft: Ich fahre mit dir durch dick und dünn, meine Schöne, und werde dafür sorgen, dass deine Füßchen in den silberfarbenen Pumps nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Guter Mann. Obwohl – Gök$en hatte da sowieso keine Bedenken, also – zur Erinnerung, Boho war das Motto – wurde zuerst ein traditionelles Tänzchen zur Trommel auf das niedersächsische Gras gelegt. Generationenübergreifend, Alter schützt vorm Hüpfen nicht, bei einer Hochzeit dürfen die Gelenke schon mal rhythmisch knacken.
Danach allerdings machte sich die Gesellschaft auf zur Feier der Hochzeit, zum Hof Frien. Das Brautpaar schritt durch ein Spalier von Wunderkerzen – netter Versuch, aber wie sollen chemische Fünkchen gegen das Strahlen der Braut und ihren geradezu unverschämt gut aussehenden Bräutigam ankommen? Die Glitzerfunken verloschen, dafür nahm die Hochzeit Fahrt auf. Beim Anschneiden der dreistufigen Hochzeitstorte nahm Gök$en ein Werkzeug in die zarten Dentisten-Hände, das wir bei ihr niemals in beruflicher Funktion sehen möchten.
Nie. Aber – Boho hin oder Boho her – Torte anschneiden muss sein und der Hochzeitstanz auch. Beste Wiener Opernball-Schule würde der Betrachter sagen. Ab dann ging es so richtig los, zu den Klängen der Galata Band bebte das niederdeutsche Eichengebälk und die Damenriege um die Braut trieb mit den hübschesten orientalischen Dance-Moves auch so manchen gestählten maskulinen Puls an die rote Linie und in die Nähe des Atemstillstands. Womit wir endlich auch erkannt haben, was Boho bedeutet. Kümmert euch nicht um traditionelle Beschränkungen, seid mutig und habt Spaß, dann ist alles Boho-oho-oooo.
A propos oho – das Brautkleid war weiß, schulterfrei und mit augenschmeichelndem Rückenteil. Dazu Blütenkranz und Schleier und die passende Umhüllung für eine hinreißende Braut wäre geschaffen. Aber damit nicht genug, denn für das Foto-Shooting wechselte die Braut in einen rauschenden taubenblauen Traum aus fließendem Stoff. Unbegabten Schreiberlingen fällt zu solchem Anblick, wenn sie erst einmal wieder aus der Ohnmacht erwacht sind, nur ein Satz ein: Sie sah aus wie eine Disney-Prinzessin. Nun denn: Gök§en sah aus wie eine besonders bezaubernde Disney-Prinzessin.