Die Überschrift klingt, das gebe ich zu, ein wenig wie die Biografie eines gescheiterten Börsenjongleurs, geschrieben zur Warnung an alle jene, die allzu gierig sind. Aber weit gefehlt! Es geht um eine traumhafte Hochzeit, um das herrliche Barockschloss Mannheim als Hintergrund für Porträtaufnahmen und um das Hofgut Heidesheim, in dem eben erwähnte Hochzeit ausführlich gefeiert wurde.
Kein Abstieg also, sondern ein raketengleicher Aufstieg, drei, zwei, eins, Zündung und Wolke sieben ist bald erreicht. Meltem und Anil heißt das Brautpaar, aber was sind schon Namen angesichts glücksstrahlender Gesichter, sodass dem Fotografen ständig die Überbelichtung drohte. Zu einer Hochzeit gehören zwei Jasager. Als da wäre Anil, wie aus dem Katalog für orientalische Schönheiten – Premiumausgabe – entsprungen und die definite Erklärung, warum sich bei 1001-Nacht die Prinzen reihenweise sehnsuchtskrank von den diamantgeschmückten Zinnen ihrer goldenen Paläste werfen. Denn, so sagt der Dichter, der Blick aus den Augen einer schönen Frau verwundet des Mannes Herz mehr als jeder Pfeil. Bei Bräutigam Meltem besteht keine Verletzungsgefahr, wohl eher die Möglichkeit des romantischen Dahinschmelzens oder Schüttelns bei so vielen Schmetterlingen im Bauch. Zum Glück ist er ein Vertreter kerniger Männlichkeit und konnte sich auf die Assistenz weiterer gestandener Herren verlassen.
Aber wieder einmal zeigte es sich, dass eine Heirat besonders seitens des Bräutigams eine gesunde Konstitution erfordert. Die Mischung aus weichen Knien und Hammerpuls ist halt fordernd. Und ja, der Chronist muss es gestehen, Anil stellte ihren Zukünftigen vor eine schwere Prüfung. Ihr Brautkleid war eine Mischung aus Drama und Offenbarung, wirklich passend zum Barockschloss Mannheim, das die Kulisse für die speziellen Aufnahmen des Brautpaares bildete. Die Barockengelchen und gemalten Schönheiten an Wänden und Decken rissen erstaunt die Augen auf, denn das, was Anil trug, schien tatsächlich eine zeitgemäße Interpretation jener Mode zu sein, in der einst die vornehmen Damen der Hofgesellschaft durch die Gemächer schwebten: wallende Stoffmassen, die mit weichem Rauschen über den historischen Boden gleiten. Aber zwischen Schleppe und der kunstvoll mit Perlen verzierten Frisur der Braut gab es eine Zone, in der das Kleid stattfand und doch nicht stattfand. Etwas weniger rätselhaft ausgedrückt: Anil trug ein schulterfreies Kleid, wobei es nicht auf das Kleid ankam, sondern auf den Inhalt. Der Anblick war atemberaubend, pulstreibend oder schlichtweg zauberhaft, man könnte es, ein wenig salopp, auch in einem Wort zusammenfassen. Heiß! Oder genauer: HEISS! Wie gut, dass Meltem keine Wachskerze ist, sondern ein hingerissener Bräutigam, dessen Augen vor Glück strahlen.
Da wir gerade beim Stichwort „heiß“ waren. Das wäre in etwa die Temperaturbeschreibung der Feier im Hofgut Heidesheim. Das seriöse Gemäuer in der eher kühlen Mitte des Kontinents glühte vor Lebensfreude und Feierlust. Selbstverständlich wurde getanzt und ja, die Herren zeigten sich in dieser Hinsicht nicht nur willig, sondern auch fähig. Und dennoch, man – oder Mann – mag über diese Ungerechtigkeit klagen oder es besser lassen, denn wenn Anil sich in orientalischer Geschmeidigkeit in den Hüften wiegte, mit diesen sanften Bewegungen, wie eine kleine Welle, die sich an den Strand schmeichelt und die doch den Zuschauer umwirft wie ein mittlerer Tsunami, dann stieg der Blutdruck ringsum und die lachende Braut war dort, wo Bräute hingehören. Im Mittelpunkt. Meltem, so wird geflüstert, setzte den tanzenden Fuß einmal auf die Schleppe des Brautkleids. Das tat der Stimmung keinen Abbruch und zeigt, das muss echte Liebe sein.